Steht Israel vor dem Kontrollverlust oder dem Corona-Exit? Die Zahl positiver Testergebnisse („Inzidenz“) steigt. Experten schätzen sie auf 100.000: In etwa doppelt so viele wie in Deutschland – obwohl Israel weniger Einwohner als Bayern hat. Der israelische Nahverkehr ist teilweise zum Erliegen gekommen, Einkaufszentren sind – bis auf Menschenschlangen vor den Teststationen – leer, in den Innenstädten fahren nur wenige Autos. Industrie und kritische Infrastrukturen sind bedroht. Die Menschen müssen in Quarantäne. Allein im Gesundheitssektor mangelt es derzeit an über 1.000 Ärzten und 3.000 Pflegekräften.
Vor diesem Hintergrund hat die israelische Regierung die Corona-Einschränkungen nicht etwa weiter verschärft, sondern gelockert. Sie setzt jetzt auf Eigenverantwortung. Der mit den deutschen 2G- bzw. 3G-Regeln vergleichbare „Grüne Pass“ wurde praktisch abgeschafft, die PCR-Testpflicht für Schüler ebenso. Obwohl Quarantänezeiten gekürzt wurden, fordern Ärzteverbände eine weitere Lockerung der Quarantäneregeln; etwa nur dann, wenn Personen Symptome aufweisen [1].
Indes sorgen israelische Studienergebnisse für Ernüchterung: Die tatsächliche Wirkung einer vierten Impfung bleibt hinter den Erwartungen zurück [2]. Trotzdem hält SPD-Gesundheitsminister Karl Lauterbach eine vierte Impfung auch in Deutschland für wahrscheinlich [3], obwohl sogar die Europäische Arzneimittelbehörde EMA vor zu häufigem Boostern warnt [4].
Der Virologe Klaus Stöhr erwartet eine natürliche Immunisierung der Bevölkerung und ein Auslaufen der Pandemie [5]. Aufgrund der milden Omikron-Verläufe kündigte sogar die Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, Alena Buyx, an, dass das Gremium seine Empfehlung für eine ausgeweitete Impfpflicht unter Umständen überdenken werde [6].
Israel lockert und auch Großbritannien und Spanien zeigen, dass es anders geht: Die beiden Länder wollen Berichten zufolge trotz Rekorden bei den Infektionszahlen – bei gleichzeitig milden Verläufen und niedriger Sterblichkeit – eine Normalisierungsstrategie verfolgen und Corona wie eine Grippe behandeln [7].
Im Lichte dieser Ausführungen ist es in der Tat spätestens jetzt – nach knapp 23 Monaten Einschränkungen – an der Zeit, Omikron zum Anlass zu nehmen, um staatlichen Zwang, regierungs- und medienseitige Hysterie, Panikmache, Spaltung und Zwang zu überwinden und um endlich zu Eigenverantwortung, Vernunft und Normalität zurückzukehren.
[1] https://www.zeit.de/politik/ausland/2022-01/israel-omikron-corona-kontrollverlust-eigenverantwortung
[4] https://www.zdf.de/nachrichten/politik/corona-booster-impfungen-warnung-ema-100.html
[6] https://www.zdf.de/nachrichten/politik/corona-omikron-gesundheitsminister-lauterbach-100.html
